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Klein und handlich

Handfunkgeräte sind wirklich universell einsetzbar und im relativen Nahbereich die flexibelste und unauffälligste Art zu funken überhaupt, egal ob nun private Quatscherei oder gewerblicher Einsatz bei Parkplatzeinweisern, Fahrschulen, Großveranstaltungen, Baustellen, usw.

PMR-Handfunkgeräte

Wenn ich mir den Markt der Handfunkgeräte so anschaue, dann entfällt der weitaus grösste Teil auf den PMR-Funk, die Jedermann-Funkanwendung bei 446 MHz im 70cm-Band. Erschreckend viele PMR-Geräte sind tatsächlich nur Spielzeug, manche taugen sogar nicht mal dazu. Von allem von Funkgeräten, die irgendwelche Vermarktungsgenies in Plastikgehäuse in Form von mehr oder weniger bekannten Comic- oder Zeichentrickfiguren gesteckt haben, würde ich die Finger lassen. Ansonsten geht es beim Kauf von PMR-Geräten primär darum, auf die benötigten Ausstattungsmerkmale und einen guten Akku zu achten. Geräte ganz ohne sichtbare Antennen würde ich meiden. Ebenso Geräte, die man mit Batterien betreiben muss oder die nur mit veralteter Akkutechnik wie z.B. NiMh ausgestattet sind. Willst du in einer kleinen Gruppe beim Biken oder Klettern oder sonstigen Outdoor-Tätigkeiten in Sprechkontakt bleiben, dann achte darauf, dass die Dinger eine VOX-Funktionalität haben und am besten Headsets schon im Lieferumfang sind. Mindestens sollte es aber die Möglichkeit geben, externe Lautsprecher-Mikros oder Headsets anzuschliessen, damit man die je nach Bedarf nachkaufen kann. Und wenn die Geräte dann noch spritzwassergeschützt und mit einen Lithium-Ionen- oder Lithium-Polymer-Akku ausgestattet sind, umso besser. Oft werden auch Koffer-Sets mit mehreren Geräten und umfangreichem Zubehör angeboten, also Headsets, Ladeschalen, Gürtelclips, Netzteilen, Akkus für jedes Gerät gleich dabei. Das kann preislich durchaus attraktiv sein. Alles einzeln nachkaufen ist oft erheblich teurer, trotzdem solltest du alle angebotenen Bundles genau bzgl. des Preises gegenüber dem Einzelkauf checken. Manchmal wird eben nur der Eindruck erweckt, es wäre günstiger und bei genauem Nachrechnen kommt man drauf, wie sich manche ein paar extra Euros verdienen. Es gab auch schon Bundles, da war der windige Koffer um die paar Gerätchen herum extrem überteuert.

Wichtig:
Falls die Funkgeräte mit auf Reisen ins Ausland gehen sollen, dann unbedingt darauf achten, dass die Teile die Bestimmungen einhalten, also nicht mehr als 0,5 Watt HF-Leistung abstrahlen, keine abnehmbaren Antennen haben, usw. Noch wichtiger ist es, sich VOR dem Antritt der Reise über die genauen Bestimmungen bzgl. Funk am Reiseziel zu informieren. Das kann sonst sehr teuer werden und im Zweifelsfall bist du auch noch die Geräte los. Ein guter Funkhändler wird dich gut und rechtssicher beraten. Diese Beratung suchst du bei Ebay und Amazon oft vergeblich und das Risiko, nicht für den Jedermannfunk zugelassene Geräte zu erwerben, kann dort nie ganz ausgeschlossen werden, wenn du dich nicht auskennst oder nicht haargenau weisst, was du kaufen solltest.

Die Reichweite ist gerade bei PMR sehr stark von der Umgebung abhängig und geringer als bei Freenet und viel geringer als bei CB. Die Verringerung der Reichweite stellt sich ein, sobald der direkte Sichtkontakt verloren geht und ein oder mehrere Hindernisse zwischen den Teilnehmern sind. Im Wald kann das schnell auf wenige hundert Meter zusammen schrumpfen, je dichter der Wald und je mehr Feuchtigkeit in der Luft (Regen, Nebel), desto eher ist schluss. Auch erzeugt ein feuchter Frühlingswald (frisches Laub und allgemein höherer Wasseranteil in den Pflanzen) eine viel stärkere Funkwellen-Dämpfung als ein trockener und fast schon blätterfreier Laubwald im Herbst. Massive Hindernisse wie Berge, Hügel oder bewohnbare Stahlbeton-Klötze sind für PMR-Funk auch nicht gut, das reisst dann relativ schnell total ab.

Freenet-Handfunkgeräte

Im Vergleich zu PMR etwas weniger starke Beeinträchtigungen durch Wegfall des direkten Sichtkontaktes hat man mit Freenet, der Jedermann-Funkanwendung im 2m-Band bei 149 MHz. Wunder sind auch hier nicht zu erwarten, da diese Geräte auf 1 Watt HF-Leistung begrenzt sind. Auch ist der Markt wesentlich übersichtlicher, es gibt für Freenet lange nicht so eine große Auswahl an Geräten wie für PMR und preislich geht es auch nicht ganz so weit runter. Das hat einen einfachen Grund: Freenet ist eine rein deutsche Sondernummer im Jedermann-Funk, das gibt es sonst nirgendwo in der Welt. Der Markt für diese Geräte ist daher erheblich kleiner. Mit ins Ausland nehmen ist also nicht, die Dinger sind nur in Deutschland erlaubt, überall anders definitiv nicht. Das gilt übrigens auch für Duoband-Geräte wie das Team TeCom Duo C, das Freenet und PMR in sich vereint. Evt. lassen sich die ausländischen Behörden noch gnädig stimmen (oder kommen gar nicht erst dahinter), wenn man vorher die programmierten Freenet-Kanäle rausschmeisst und nur die PMR-Kanäle drauf lässt, aber empfehlen kann ich das nicht und darauf verlassen würde ich mich auch nicht.

Es gibt mittlerweile gerade in Großstädten und Ballungsräumen sehr viele Ortsrunden auf Freenet. Bei den meisten reinen Freenet-Geräten sind die Antennen abnehmbar und mittels Adapter und Kabel kann und darf man externe Antennen verwenden, um die Reichweite zu optimieren. Allerdings darf in diesem Fall die effektive Strahlungsleistung den erlaubten Wert nicht überschreiten. Bei Antennen mit einem sehr hohen Gewinn wären also entweder Dämpfungsglieder oder ausreichend dämpfende Koaxkabel bzw. Kabellängen zu verwenden, um im gesetzlichen Rahmen zu bleiben. Ich weiss, das klingt pervers, Leistung absichtlich vernichten noch vor der Abstrahlung durch die Antenne :-) Auch hier gilt: ein guter Funkhändler kann und wird dich ausreichend beraten, welche Antenne zu welchem Gerät passt, was für einen Adapter du benötigst usw.

Und bevor du dich jetzt fragst, warum es soviele Ortsrunden auf Freenet gibt, hier die einfache Antwort: Ortschaften sind heute nahezu flächendeckend durch PLCs und sonstigen technischen Billig-Kram mit hochfrequenten Störungen verseucht, die vor allem auf der Kurzwelle und damit auch im CB-Funk richtig übel zuschlagen. Gerade in großen Wohnblöcken mit zahlreichen Wohnparteien über/unter/rechts/links/vor und hinter dir hast du nur noch auf höheren Frequenzen oberhalb der Kurzwelle eine Chance auf relativ ungestörte Kommunikation. CB ist zu gestört und PMR ist nicht reichweitenstark genug, also ist Freenet in der Stadt das Mittel der Wahl für ein gemütliches Plauderstündchen. Und weil die Freenet-Handgeräte nicht unverhältnismässig größer sind als die PMR-Funken, taugen sie auch zum unterwegs sein - allerdings nur innerhalb Deutschlands. Und noch eine Einschränkung: Oberhalb von 600m Höhe ist im Schwarzwald und in der Schwäbischen Alb der Betrieb von Freenetgeräten nicht erlaubt, damit man trotz der eigentlich geringen Sendeleistung nicht ins benachbarte Ausland strahlt, wo dieser Frequenzbereich nicht für den Jedermannfunk freigegeben und zum Teil für andere Funkdienste reserviert ist.

CB-Handfunkgeräte

Am übersichtlichsten ist der Markt für Handfunkgeräte im CB-Bereich, also Kurzwellengeräten im 11m-Band bei 27 MHz. Ich behaupte, es reichen zwei Hände, um die aktuell erhältlichen Modelle zu zählen. Die meisten Finger der zweiten Hand bleiben dabei sogar arbeitslos. Alle diese Geräte beherrschen mehrere Ländernormen, können also entsprechend der Bestimmungen in anderen Ländern bzw. Europa umgeschaltet werden. Alle aktuellen Neugeräte können mit 4 Watt auf 80 Kanälen in FM funken und auf 40 Kanälen in AM mit 3 bis 4 Watt. Aber nur ein einziges zugelassenes Gerät beherrscht zusätzlich auch noch SSB-Modulation mit 4 Watt auf 40 Kanälen. Es handelt sich hierbei um die - für ein Handfunkgerät nicht ganz günstige - Albrecht AE2990 AFS. Wenn du unbedingt ein Handfunkgerät kaufen möchtest, wenn es zugelassen sein soll und wenn du damit in allen erlaubten Modulationsarten kommunizieren können möchtest, dann kommst du um diese eine Kiste nicht herum.

Bist du allerdings der Meinung, bei einem Handfunkgerät auf SSB verzichten zu können, zumal die maximal erlaubte Sendeleistung von 12 Watt PEP von der Albrecht sowieso nur zu einem Drittel ausgereizt wird, dann gilt das Hauptaugenmerk wieder den restlichen Ausstattungsmerkmalen. Auch hier empfehle ich dringend, auf einen guten Akku zu achten, also am besten Lithium-Ionen. Als wirklich preisgünstiges Gerät sticht momentan die K-PO Panther heraus, die weniger kostet als die ähnlich kompakte Handfunke von Stabo und erheblich weniger als die ebenfalls sehr ähnliche Handfunke von President.

Mit CB erzielt man in der Regel höhere Reichweiten als mit Freenet und PMR. Zum einen ist die niedrigere Frequenz um einiges "gutmütiger", was leichte Hügel und Hindernisse angeht. Zum anderen hat man natürlich rund das achtfache an HF-Leistung zur Verfügung. Soweit die Vorteile. Da man die Physik nicht wirklich aushebeln kann, muss man sich diese Vorteile allerdings erkaufen. Zum Beispiel durch im Vergleich zu Freenet und PMR viel längere Antennen. Niedrigere Frequenz bedeutet größere Wellenlänge. Um zu einer längeren Welle resonant zu sein, also optimal zu schwingen und abzustrahlen, muss demnach die Antenne länger sein. Das geht soweit, dass man den mitgelieferten, kurzen Gummi-Stummel der Alan 42 Multi bzgl. Reichweite durchaus als völligen Blindgänger bezeichnen kann. Er ist sozusagen nur ein Platzhalter, eine Art "Hier-soll-eine-Antenne-ran"-Hinweisgeber. Für Funkkontakte über eine für CB-Handgeräte übliche Reichweite sollte eine etwas längere Antenne dazu gekauft werden. Das ist dann nicht mehr ganz jackentaschentauglich. Wenn es allerdings in einem regenfeuchten Wald über etwas mehr als ein paar hundert Meter oder über Land verlässlich 5 Kilometer oder weiter funktionieren soll, führt an CB-Geräten kein Weg vorbei.